Putzen - die richtigen
Lager schmieren - keinen Rost tolerieren - Achtung auf Litzenbrüche - Hände
weg bei Ruderschäden:
Gut vorbereitet, ausgerüstet mit Laptop, Projektor (der sich erst nach
einigem Abmühen dazu bequemte, das Computerdisplay an der Cheminée-Wand
abzubilden), Kaffee-Thermoskrug, Mineralwasser-Multipaketen und riesiger Sandwich-Schachtel,
startete Richi Hächler um 9 Uhr die Tagung im Clubraum unseres Heimatflughafens.
Zugegen waren ausser den beiden Materialchefs ein Dutzend Flugzeug-, GPS- und
andere Warte (Sauerstoff, Winde). Gleich in der Einleitung erwähnte Richi
einige personelle Verschiebungen. So wird sich Hugo Meyer künftig um das
Wohl des neuen Superflugzeuges 8L kümmern und der Schreibende liess sich
den Duodiscus 2L zuteilen, damit Ruedi Oppliger von seiner langjährigen
Doppelfunktion entlastet wird. Er wird weiterhin die Winde betreuen.
Nicht nur Unterhalts-Instruktion
war das Thema der Versammlung, im Vordergrund stand ein Gedankenaustausch über
Verbesserungen der Abläufe und Massnahmen zur Erhaltung oder raschen Wiederherstellung
der Lufttüchtigkeit unseres Flugzeugparkes. Deshalb war die erste Hälfte
des Morgens als Ideenküche mit Gruppenarbeit und anschliessender Präsentation
angelegt. Um 11 Uhr dann konnten wir Heinz Bärfuss willkommen heissen.
Der lizenzierte Reparateur und Luftamt-Experte begann mit einer Einführung
über Verordnungen, Prüfungen, Papiere und Bescheinigungen für
Zulassung und Flugfähigkeit der Segelflugzeuge. Den Hauptteil seiner Ausführungen
aber widmete er Fragen des Unterhalts: Was kann die Gruppe machen? Wovon lassen
wir lieber die Hände? Welches sind häufige Probleme? Wann ist die
Lufttauglichkeit beeinträchtigt? Wo ist besondere Sorgfalt geboten? Lebendig
und eingänglich griff Heinz dauernd auf Beispiele aus seiner Erfahrung
zurück und zum Schluss gab es noch ein wenig Praxis im Freien: Ein Rumpf
wurde aus einem Anhänger geholt, umgekehrt aufgebockt, und wir beurteilten
Kratzer, Schürfungen und Lackrisse im Rumpfboot vor dem Hauptrad (die HB-
Immatrikulationsnummer sei hier nachsichtig verschwiegen).
Nach der Mittagsverpflegung
aus der schon erwähnten Schachtel teilte sich die Mannschaft in zwei Aufgaben.
Einerseits mussten drei Flugzeuge für die periodische Prüfung hervorgeholt
und montiert werden, damit der anwesende Experte sie für in Ordnung befinden
und dies mit seiner Unterschrift auf den amtlichen Papieren bestätigen
konnte. Die andere Hälfte revidierte den Inhalt der Werkzeugkiste und des
Werkzeugschrankes in der Werkstatt mit der bewährten Methode von Auslegeordnung
und Erstellen von Mängelliste. Zu Beginn der Winterarbeiten im Januar soll
alles komplettiert und in Ordnung sein. Das Ende des Nachmittages nutzten wir
zu einer Diskussion über häufigste Schäden und die praktischen
Folgerungen, die sich aus dieser Arbeitstagung ergeben, die kurz vor 18 Uhr
ihr Ende fand.
Der Nutzen solcher
Seminare misst sich an den Wellen, die sie werfen, also an den konkreten Wirkungen,
die von ihnen ausgehen. Und da ist, meine ich, der Wert hoch einzuschätzen.
Einerseits konnten die Teilnehmer viel Information aufnehmen. Hier nur ein paar
Beispiele:
- Längsrollenlager bei Steuerstangen dürfen nicht geschmiert werden.
- Rost hat schon zu Steuerstangen-Brüchen geführt.
- Am LS-Fahrwerk das vordere Gummilager beachten, es kann zusammensacken.
- Lackrisse können sich vertiefen. In einem Extremfall wurde die Befestigung
der Seitenflosse gefährdet.
- Am Höhenleitwerk dürfen keine Dellen geduldet werden, da alles tragend
ist.
- Reparaturen an Rudern nur durch den Fachmann, da Probleme wie Massenausgleich
und Flattern ins Spiel kommen.
Auch war es eine logische
Folge des Gebotenen, dass der Wunsch aufkam, gelegentlich von weiteren Workshops
über Teilgebiete (z.B. Kleben, Oberflächenbehandlung und -Reparatur,
Instrumentenwartung, Revision von Radbremsen und Anhängerbremsen, Kontrolle
und Pflege von Batterien) profitieren zu können. Möglicherweise besucht
jemand einen Zellenwart-Kurs in Deutschland.
Zum andern sind Impulse
an die ganze Gruppe zu erwarten, immer mit dem Ziel, die Sorgfalt im Umgang
mit dem Material zu fördern und das Schadenrisiko zu verringern. Eine geeignete
Info-Kampagne soll Pilotinnen und Piloten für einen sorgsamen Umgang mit
dem Fluggerät sensibilisieren: Radbremsen dürfen beim Ausrollen nicht
systematisch betätigt werden, sie sind für den Notfall gedacht. Ruderchecks
ertragen keine Brachialgewalt, wenn wir keine Schäden im Antrieb und an
den Ruderflächen riskieren wollen. Korrektes Montieren des Stabilos verhindert
die Verletzung der Abdeckung über die Wurzel des Seitenruders. Kratzer
im Übergang Rumpf Seitenflosse können von einer falschen Manipulation
des Heckrollis herrühren. Ein Merkblatt auf der Innenseite des Deckels
der "Grey Box" erklärt inskünftig die sachgerechte Reinigung
von Zelle und Capot nach dem Flug. Gegen Kratzer am Plexiglas erhalten die Mikrophone
Schutzhüllen. Um die Zahl der Bauchlandungen zu verringern, ist der Einbau
von Fahrwerkswarnungen in die LS 8 - Flugzeuge vorgesehen.
Ebenso muss die Meldekette
sofort greifen, wenn ein Mangel oder Schaden festgestellt wird, denn Flugzeuge
sollen nicht länger als nötig am Boden bleiben. Ein Schaden- oder
Mangeleintrag ins Bordbuch führt nicht allein zu einer raschen Behebung.
Nur wenn gleichzeitig der Flugzeugwart (falls er nicht erreichbar ist, ein Materialwart)
benachrichtigt wird, ist eine schnelle Reaktion möglich. Dazu brauchen
wir ein zweckmässig bestücktes kleines Ersatzteillager. Wertvoll wäre
die Hilfe von verkannten Talenten, die wir aufrufen, sich zu outen, damit wir
allenfalls auf ihre besonderen Fähigkeiten und Dienste in einem Sachgebiet
zurückgreifen können. Hinzu kommt aber auch ein neuer Service: Informationen
über Verfügbarkeit und allfällige Groundings der Flugzeuge kann
man bald in Echtzeit auf der SGL- Internet-Seite abrufen, die unsere Webmaster
entsprechend aufwerten möchten.
Am Ende des langen
Tages war es schon dunkel, als wir das Lokal aufräumten und uns verabschiedeten,
jeder mit dem Eindruck, es sei ein guter Grund gelegt worden für ein erfolgreiches
Miteinander und eine bestmögliche Betreuung unserer Flotte in der kommenden
Flugsaison, die hoffentlich allen viel tolles Wetter und erlebnisreiche Flüge
bringt. Vielen Dank für die Vorbereitungen und das Gebotene an die beiden
Materialwarte Hans Gantenbein und Richi Hächler und an Heinz Bärfuss,
den Profi und Vertreter des Gesetzes.
Walter Bohnenblust