RM Birrfeld 2004
von Richi Hächler
Wie schon so oft bin ich dieses Jahr mit unserem Doppelsitzer zur RM angetreten. Zum dritten Mal mit dem Duo HB-3263 2L. Mit einem gelungenen Endspurt schafften wir in der Gesamtwertung diesmal die Bronzemedaille. Aber der Reihe nach.
Angefangen hat alles damit, dass die RM gar nicht stattfinden sollte. Ein Dank gebührt deshalb der Segelfluggruppe FBS, welche die Organisation der RM kurzfristig übernahm und tadellos durchführte. Gemeldet waren insgesamt 46 Teilnehmer. 11 Davon flogen in der offenen Klasse.
Der Samstagflug am ersten Wochenende mit Kopilotin Katharina dauerte 90 Minuten und war nach eine 40 km langen, gestreckten Gleitflug in Langenthal zu Ende. Ein grosse Abdeckung hatte jegliche Thermik für einige Stunden abgewürgt. Einige schafften trotzdem die geforderten 50 km, sodass eine Wertung zustande kam. 44 (!) Punkte und Rang 7 von 11.
Für den Sonntag hatte sich unser Batteriewart Martin Leutwyler als Passagier gemeldet. Der Flug um Sonceboz und Beromünster verlief einigermassen ereignislos. Ohne zu kreisen konnten wir dem Jura folgen. Eigentlich hätte ich gerne mal eingekreist, aber die Aufwindfelder waren einfach nicht gross genug. Resultat: ein Gebastel vor der ersten Wende, welches viel Zeit kostete. Danach ging es wieder kreislos (ca. 80 km !) bis kurz vor Dagmersellen. Noch vor dem Eindrehen in den vermeintlichen Aufwind meldete sich Martins Magen gefolgt von seiner Stimme. Was er sagte, kann hier nicht wiederholt werden. Er fasste sich aber schnell wieder. Wir machten die notwendige Höhe und genossen den Endanflug aufs Birrfeld. Ein Schnitt von 91 km/h reichte heute bloss zu Rang 9 von 11.
Das zweite Wochenende fiel RM-mässig ins Wasser.
Das Ersatzwochenende flog ich mit Ruedi Gautschi als Kopilot. Am Samstag war ein Dreieck über 343 km um Vallorbe und Gruyères ausgeschrieben. Trotz immer grauer werdendem Himmel liess uns Konkurrenzleiter Markus Berner schleppen: "Es ist nur hier grau. Überall sonst ist es super! Ihr fliegt die Aufgabe 1". Für die restlichen Klassen wurden neue, verkürzte Aufgaben verteilt. Irritiert starteten wir und trafen auf unerwartet gute Bedingungen. Zusammen mit AM flogen wir ab und konnten gut mithalten. 100 km flogen wir ohne Kreis bis kurz vor die Vue des Alpes, wobei wir dann doch stetig an Höhe gegenüber AM einbüssten. Etwas übermütig geworden ignorierten wir, dass wir nun in unsichere Verhältnisse gelangten. Zu spät erkannten wir, dass wir uns zu weit gewagt hatten für unseren Gleitwinkel. Das Hangsegeln westlich der Vue des Alpes brachte keine Höhe und leise fluchte ich vor mich hin. Wir mussten was tun, hier kamen wir nicht weiter. Schlussendlich fanden wir weiter Südlich wieder Anschluss. Bald trafen wir wieder auf Konkurrenten aus unserer Klasse und nahmen die Wende Vallorbe. Das Feld teilte sich hier auf. Die einen folgten dem Jura, die anderen gingen auf Kurs. Auch wir entschlossen uns auf Kurs zu bleiben. Die einzigen Kumuluswolken lagen gut und gern 50 km voraus. Aber wir hatten Glück. Zwei, drei Mal trafen wir Steigen an und bald war auch der Anschluss ins Gebirge geschafft. Und waren da nicht auch AM und KK, die wir so weit voraus vermuteten? Aber es ist ein langer Weg von Gruyères ins Birrfeld. Wenn auch keine grossen Schwierigkeiten mehr auftraten, so hätte man doch etwas schneller sein können. Wir verbrauchten westlich des Thunersees eine Viertelstunde, um die von Ruedi gewünschten zusätzlichen 300 Meter zu erkreisen. Die Wolke auf der Ostseite hätte uns in 4 Minuten 1000 Meter gebracht. Der Rest war ein vorsichtiges Heimgleiten. Kumuli gab es praktisch keine mehr. Ab und zu ein wenig Steigen. Der Schnitt von 83 km/h ergab Platz 8 von 11.
Am Sonntag, 16. Mai, wurde bei zügiger Bise ein Ziel-Rück nach La Brévine ausgeschrieben (262 km). Es war schon 14:00 als wir geschleppt wurden und ein baldiger Start schien angezeigt. Wir entschieden uns für den Jura und folgten der ersten Krete. Zuerst darüber, dann daneben und bald darunter.
Praktisch kreislos erreichten wir so den Montoz. Noch reichte die Höhe nicht um Courtelary sicher zu erreichen. Ein grosser Acker bei Court lud zur Aussenlandung ein. Gleitschirme in allen Höhen. Endlich trafen wir auf ein Steigen, das gross und stark genug war. Wir machten ein paar Meter Höhe um den Sprung an den Chasseral wagen zu können. In etwa 1250 Meter schlichen wir diesem entlang. Nördlich des Gipfels konnten wir 400 Meter dazugewinnen. Damit flogen wir dem südwestlichen Ausläufer folgend weiter um an dessen Ende in einem 2-Meter endlich auf 1900 Meter zu steigen. Nochmals 200 Meter kamen eingangs Val de Traver dazu. Auf 1400 Meter wendeten wir. Schnitt: 104 km/h, Kreisanteil: 22%. Mit zwei Flugplätzen im Gleitbereich überquerten wir das Val de Travers. Die Gegenwindkomponente betrug etwa 30 km/h. Unterhalb des Creux-du-Van kamen wir wieder an die erste Krete und folgten dieser Richtung Osten. Da die Krete gut trug und zudem abfällt, waren wir bald darüber und am Ende stand der schöne 2-Metrige immer noch. Mit 1700 Meter flogen wir weiter. Eine gut tragende Linie brachte uns bis westlich Chasseral. Da musste aber etwas kommen, sonst wäre es nicht weiter gegangen. Genau im richtigen Augenblick kam der gute Aufwind. Ein paar Kreise und weiter Richtung Osten der ersten Krete folgend. Am Montoz sind wir wieder auf Kretenhöhe und der Puls stieg proportional mit der Krete je weiter östlich wir kammen. Es ist klar, dass bei diesem Nordostwind die Krete hier gut trägt, aber ein wenig Überwindung braucht es jedes Mal. Ein kurzer Blick zum Acker in Court und dann über den Pass nach Gänsbrunnen. Nach dem Weissenstein sinkt die Krete wieder ab und bald waren wie wieder über ihr. Vor der Klus fanden wir endlich ein Steigen, dass wir auskreisen konnten. Wir machen 300 Meter und flogen in 1700 Meter weiter. Noch reichte es nicht für fürs Birrfeld, aber mit ein paar Kreisen in den besten Steigzonen arbeiteten wir uns hoch zur Endanflughöhe inklusive Reserve. Diese war auch grösstenteils notwendig, um sicher im Birrfeld anzukommen. Schnitt: 85 km/h, Kreisanteil: 18%. Über die ganze Aufgabe ergab das einen Schnitt von 95 km/h bei einem Kreisanteil von 19%. Nur AM war schneller als wir. Dank Handicap reichte das zum Tagessieg. Was für ein Abschluss.
Mit diesem Flug wurden wir vom 8. auf den 3. Gesamtrang gespült. Einen weiteren Podestplatz für die SGL ergatterte unser Obmann in der Standardklasse. Auch er erflog an diesem letzten Tag einen Tagessieg.
Ich persönlich bedanke mich bei meiner Bodenmannschaft für die geopferte Zeit und bei der SGL dafür, dass ich unser Flaggschiff pilotieren durfte.