St-Auban - Sommerlager 2005 (10. - 23. Juli)

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Walter Christen und Dani Hirter kehren am Abend von einem grossen Flug zurück. Blick nach Südosten auf das Plateau de Valensole, im Vordergrund der bewaldete Abhang zum Durance-Tal. Vielleicht trägt die Hangkante noch etwas, sonst drehen die beiden bald in den Abkreisraum –pardon, "zone de perte d'altitude" – ein. Der Platz liegt nördlich, also in der Verlängerung der linken unteren Bildecke.

 

Kurzbericht und Szenen aus dem Lagerleben   (Boh.)

 

St-Auban ist einzigartig! Die Reise lohnt sich schon deshalb, weil man in diesem faszinierenden Segelflugrevier praktisch immer fliegen kann. Das hat sich besonders dieses Jahr wieder gezeigt. Nur einen Tag blieb die SGL-Flotte am Boden. Sie war insgesamt 224 ½  Stunden in der Luft, das einzelne Flugzeug im Durchschnitt über 3 ½ Stunden pro Tag. Nicht eingerechnet sind die Leistungen des Nimbus 4DM und von Markus Schönbuchers Piccolo. Flugbetrieb und Lagerleben werden getragen vom eingespielten Teamgeist der Teilnehmer (14) und der traditionellen Aufgabenverteilung. Man kennt sich, alles läuft reibungslos, locker und spontan, was die 2 Wochen erst recht zum genussvollen Ereignis macht. Längst ist so etwas wie ein Geist von St-Auban entstanden, der natürlich einschliesst, dass man sich in dieser französisch geprägten Atmosphäre und bei unsern Gastgebern wohl fühlt. Ihre Lebensfreude, ja Lebenskunst, ist ansteckend. Das heisst nicht, dass der Platzbetrieb schlampig geführt würde (das wären völlig falsche Vorurteile), im Gegenteil. Der Betrieb klappt, der Schleppbetrieb läuft zügig, die Instruktoren achten auf Sicherheit, sind zuvorkommend und gerne bereit zu Ratschlägen. Und bei Pannen ist auch eine hilfsbereite Werkstatt am Ort.  

 

Die 2 Wochen waren unterschiedlich. Erstmals sei vielen Jahren begrüsste uns am Sonntagnachmittag ein Platzregen bei der Ankunft, und wir standen eine Zeitlang unter einer mediterranen Eiche, bevor die Dusche vorbei war und wir die Zelte aufstellen konnten. In der Folge gab es noch ein paar Mal am Abend Regengüsse, nachdem uns die Wolken schöne Flugrouten vorgezeichnet hatten. Am Donnerstagabend waren alle Flugzeuge im Hangar ausser einem, dem 7L. "Wo steckt wohl Dominik?" fragten wir uns im Hauptzelt; über dem Platz regnete es in Strömen. "Wo ist er wohl gelandet, etwa in Vinon?" Das hatte er tatsächlich ins Auge gefasst, als er etwa eine Stunde lang über dem Plateau de Valensole an der Sonne "parkierte". Bis dann plötzlich die Regenschwaden verschwanden und er St-Auban sehen konnte. Da stach er hinunter und tauchte plötzlich am Zelteingang auf: Er hatte um 20:26 Uhr aufgesetzt, nach 7 ½ Stunden und über 600 km Flug. Wir sassen beim Nachtessen, es reichte auch für ihn noch.

 

Die 2. Woche war mit wolkenlosem Mistralhimmel im bergigen Gelände fliegerisch anspruchsvoll, aber auch interessant. Wenn keine Wolken die Schläuche markieren, gilt es, das Zusammenwirken von Wind und Relief genau zu erfassen und richtig auszunützen. Gute Kenntnisse und eine rechte Portion Erfahrung wirken dann Wunder. Und Vorsicht und Besonnenheit verhindern, dass man sich unversehens in einer heiklen Situation befindet. So gelangen doch mehrere Flüge von 5 ½ bis 6 ¼ Stunden, wiewohl die grossen Wellen für Höhenflüge ausblieben oder nicht erreicht wurden.

 

Niemand überschätzte sich. Alle flogen mit der nötigen Umsicht, ihren Fähigkeiten angepasst, und legten auch Ruhepausen ein. So verlief dieses Lager wiederum frei von Zwischenfällen und war wieder für alle ein nachhaltiges Erlebnis.

 

 

 

Doch lassen wir nun Bilder sprechen.  (Fotos Boh. und Markus Meier (Flugaufnahmen))

 

 

Unsere Heimstätte für 14 Tage! Die Zelte sind aufgerichtet und vor dem Küchenzelt ist die Tafel gedeckt. Hinten die Salatschüsseln, in der Mitte das kleine Pfännchen… Ja, denn Sonderwünsche werden in diesem Fünfsternhotel selbstverständlich berücksichtigt. Noch ist Chef Felix im Zelt an der heissen Flamme mit dem letzten Finish beschäftigt.

 

 

 


 

 

 

Le voilà! So perfekt wie seine Aufmachung als Bistro-Wirt ist auch seine Paëlla. Aber es fehlt noch der Schöpflöffel.


 

 

 

Natürlich ist der Lagerchef auch für unser leibliches Wohl sehr besorgt, wie diese Geste deutlich zeigt.


 

 

 

Und hier trügt der Schein. Markus Hubmann, unser "Neuling", will nicht den ganzen Rest für sich pachten. Ausserdem wacht Walter Zahnd mit kritischem Blick.


 

 

 

Langstreckenfliegen gibt Appetit!


 

 

 

Alle haben gut gegessen. Dominik schaut nach oben. Er hat wohl einen Spätheimkehrer  im Downwind, pardon, "en vent arrière", erblickt.

 

Das Zelt ist gross genug, dass wir bei Regen auch im Innern essen können. Wir haben Strom- und Wasseranschluss (der Schlauch liegt rechts unten). Ins rote Becken am Boden kommt das gebrauchte Geschirr, daneben steht der Abfallsack.


 

 

 

Und hier wird gleich deutlich, wie die Abfallentsorgung funktioniert.


 

 

 

Diese finsteren Gesellen führen nichts Schlimmes im Schilde; sie gehören zur Abwaschbrigade. Inzwischen ist es Nacht geworden.


 

 

 

Erst nachher ist das Dessert verdient. Im Zelt klingt der Abend aus bei Kaffee, Wein und Kuchen.


 

 

 

 

Und zufrieden blickt Lagerchef  Pierre auf den Tag zurück.


 

 

 

Auf dem Zeltareal des Flugplatzes herrscht kein Gedränge. Wir haben ein grösseres Revier für uns und die Zelte sind locker verteilt unter schattigen Bäumen. Hier wohnt Walter Moor


 

 

 

 

…und in diesem paradiesischen Wäldchen hat sich Felix  Surber niedergelassen. Seit Jahren ist es sein bevorzugter Standort.


 

 

 

Am ersten Montagmorgen müssen sich alle vor dem Briefing in der Réception einschreiben und eine "licence" für 12 Tage lösen.

 

Das geschieht an dieser Theke bei Patricia oder Hélène. Man verstehe aber das Bild nicht falsch: Trotz Patricias energischer Gebärde wird hier niemand fortgeschickt, bloss erklärt, wo sich die Briefingsäle befinden.


 

 

 

Derweil konferieren im zentralen Lichthof wichtige Persönlichkeiten:

 

Rechts aussen René Fontin, Chefpilot.

 

Nach links anschliessend, von der Seite, Alain Poulet, humorvoller Instruktor und fliegerischer Alleskönner.

 

Und mit dem Rücken zur Kamera  Nicolas Veyron, ebenfalls Instruktor. "Les Suisses", wie man uns kurzerhand nennt, sind für diese zwei Wochen ihm zugeteilt, und er kümmert sich denn auch zuvorkommend und unkompliziert um uns Lenzburger.


 

 

 

Eine Operniszenierung?  Nein, es ist eine Szene im Lichthof, in dessen Zentrum eine theatralische Wendeltreppe ins obere Stockwerk führt. Dort befinden sich weitere Sitzungsräume und Büros und der lokale Wetterdienst von Météofrance.

 

Aber warum auch verdreht Yannick (unten links hinter der Palme) so den Kopf?


 

 

 

Hier ist Briefing im Grossen Auditorium. Zu erkennen sind etliche Lenzburger, die Nicolas zuhören.


 

 

 

Auf einer rasch hingeworfenen, aber präzisen Skizze der Gegend benennt er jeden Bergkamm und erläutert die beste Flugtaktik bei Nordwestwind-Lage. Wer sich auskennt und von seinen Ratschlägen profitiert, kann sich sicherer bewegen, weiter kommen, und hat mehr vom Fliegen!


 

 

 

Nach dem Briefing ziehen wir die Flugzeuge zum Startplatz …


 

 

 

…und rüsten sie aus für den Flug.


 

 

 

Die ganze SGL-Flotte steht hier startbereit und wartet auf den Einsatz der Thermik.

 

Je nach Bedingungen starten wir um die Mittagszeit oder gegen 13:00 – 13:30 Uhr.


 

 

 

Bis der Schlepp beginnt, warten wir im Camp am Schatten.


 

 

 

Zwei Beispiele, wie man die Wartezeit verbringen kann.


 

 

 

Doch nun ists Zeit. Die Piloten nisten sich im Cockpit ein.

 

Auf den Flugzeugen mussten wir zusätzliche Kleber in Signal-Orange anbringen. Nach meinen Erfahrungen wird dadurch im Fluge die Auffälligkeit tatsächlich leicht verbessert. Die Gestaltung der Rumpfspitze mag nicht jedermann gefallen, sie ergab sich aus dem Zwang zur Einfachheit. Dank dem speziellen Design konnte man aber am Abend landende SGL-Flugzeuge schon von weitem als solche erkennen!


 

 

 

Überwacht von Nicolas Veyron (im roten Shirt), macht sich Pierre bereit.


 

 

 

Walter Christen ist schon im Nimbus 4 installiert, während Daniel für sich noch die Gurten richtet.


 

 

 

Und hier eine andere Doppelbesatzung.


 

 

 

Vorbildlich arbeitet Felix im Duo die Checkliste ab. Schliesslich ist er verantwortlich für seinen Passagier!


 

 

 

Inzwischen wartet Andy genussvoll entspannt. Die schönen Wölklein verheissen einen gemütlichen Flug.


 

 

 

Dominik hingegen hat – wie immer - Grosses vor! Er studiert bis im letzten Moment die Karte. Im Fluge wird ihn die moving map auf seinem PDA unterstützen.


 

 

 

Nun schwirren die Schlepper heran.


 

 

 

Seil ein! Der Schlepper befindet sich noch rechts auf dem Gras, ausserhalb des Bildes. Das Seil ist knapp vor dem weissen Querstrich auf dem Hartbelag rechts aussen zu erkennen. Die Schleppflugzeuge landen hier mit angeklinktem Seil und fahren damit vor dem Segelflugzeug einen Bogen, so dass im Idealfall der Ring in die Nähe zu liegen kommt. 


 

 

 

Anrollen zum grossen Erlebnis!


 

 

 

Hier hat einer unserer Starpiloten Wasser geladen. Deshalb wird die Flügelstütze erst kurz vor dem Start entfernt.


 

 

 

Ein bisschen mitlaufen ist dann schon wichtig. Die bizarren Felsen im Hintergrund werden wir bald auch aus der Luft sehen.


 

 

 

Wenn das Flugzeug schön gestartet ist, ist auch der Helfer zufrieden.


 

 

 

Und bald ist über dem Briançonnais eine herrliche Aussicht zu geniessen.


 

 

 

Kreisen über dem col d'Izoard. Auch die Tour de France ist da durchgekommen. Am 14. Juli haben wir die endlosen Wagenkolonnen entlang der Passstrassen aus der Luft gesehen. Ein blauer Helikopter der Gendarmerie vertrieb sogar in einem Fall allzu neugierige Zuschauer aus der Luft. Ganz, als ob unsere SGL-Flugzeuge mit Sprengstoff und Kamikaze-Piloten beladen wären!


 

 

 

Ja, es ist uns schon Ernst bei unserem Tun. Karten, Brötchen in Alufolie und eine Flasche Mineralwasser sind dabei, und in diesen Höhen gehört unbedingt auch Sauerstoff zur Bewahrung von Wohlbefinden und geistiger Beweglichkeit dazu.


 

 

 

In noch komfortabler Höhe kreist der Duo über dem lac de Serre-Ponçon.


 

 

 

Aber hier sehen die Piloten das Gemäuer (Fundament einer alten Artilleriestellung) auf der Dormillouse von unten. Das alpine Segelflugfeld von Seyne ist zwar ganz in der Nähe, doch für eine sichere Heimkehr muss an diesen Wänden wieder Höhe gewonnen werden. Dies sollte nicht allzu schwer sein.


 

 

 

Und jetzt wird es wieder gut laufen!


 

 

 

Auf dem Heimflug trifft der Duo auf seinen grossen Bruder.


 

 

 

Hier dreht der XXL in Platznähe ab.


 

 

 

Unter dem Duoflügel liegen die spektakulären "pénitents"* und das Dorf Les Mées. In der Nähe des Platzes gelegen, sind diese zerklüfteten Nagelfluh-Formationen bei Nordwestwind oft tüchtige Aufwindlieferanten, und man kann hier schon klinken.

 

*) Genaueres über dieses Wahrzeichen der Gegend ist im Bericht vom Sommer 2004 zu lesen.


 

 

 

Und vor der Landung noch ein schöner Tiefblick auf das typische Provence-Dorf Les Mées.


 

 

 

Am Abend schieben wir unsere Flugzeuge in den nördlichen der zwei  riesigen Hangars.


 

 

 

Wir müssen sehr dicht parkieren, regelrecht die Maschinen ineinander "verstricken", dann haben auch Flugzeuge des Zentrums und selbst der XXL noch Platz.


 

 

 

Roger Eyrier ist nicht einverstanden. "Die kann man noch enger

zusammenschieben", fordert er und erklärt gleich wie, mit entsprechenden Gesten. "Ah, les Suisses! Le rangement n'est pas leur fort!", kommentiert er temperamentvoll.


 

 

 

Also rangieren wir nochmals, nun unter dem Kommando von Markus Meier.  


 

 

 

Nach einer erneuten Inspektion ist Roger höchst zufrieden, und wir können nicht anders, als in sein  fröhliches Lachen einstimmen.


 

 

 

Am Mittwoch der ersten Woche mussten wir die LS 4/6L aus der Startreihe nehmen, das Funkgerät war total ausgefallen. Aber glücklicherweise sind versierte Ingenieure unter uns, die auch gleich den Werkzeugkoffer dabei haben.  Am Nachmittag  konnte Markus Schönbucher mit meiner Hilfe in einer kniffligen Demontage- und Montagearbeit den defekten "Funk" gegen das identische Gerät aus unserer Bodenstation auswechseln. So war am folgenden Tag die LS 4 wieder flugbereit.


 

 

 

Nach der ersten Woche haben am Sonntag auch die beiden Köche Ruhe verdient. Wir speisen also abends vornehm bei Kerzenlicht in der "Marmite du Pêcheur", am Fusse der Pénitents-Felsen in Les Mées.


 

 

 

Am Montag darauf war Regenwetter und der einzige nicht fliegbare Tag. Da kam ein anderer Schweizer Sport zum Zuge.

 

(N.B: Die beiden Kühlschränke, rechts im Zelt, sind dauernd in St-Auban stationiert. Wir haben auch dort ein kleines Materiallager.)


 

 

 

Selbst am Abend sind die Jasser noch nicht müde geworden.


 

 

 

Und so bietet sich von aussen ein abendliches Bild voll Ferienstimmung und gemütlicher Zeltplatzromantik.


 

 

 

Am nächsten Morgen ist die Sonne wieder da, und wir können das Frühstück im Freien einnehmen.


 

 

 

Mit dem frischen Brot kommen auch jeden Morgen zwei Tageszeitungen ins Camp. Andy scheint mit der Wetterseite zufrieden zu sein.


 

 

 

Aber was verbirgt sich hinter der ernsten Miene dieses Lesers? Strengt das Französische so an, oder sind die Nachrichten schlecht?


 

 

 

Nun wird aufgeräumt…


 

 

 

…und bald starten wir wieder zu neuen Erlebnissen.


 

 

 

    Ende / Fin