Anliegen des Cheffluglehrers 2008/9
Gedanken zur Saison 2008
Bekanntlich kam es in diesem Jahr zu vielen Unfällen mit tödlichem Ausgang. Viel wurde dazu schon geschrieben und diskutiert. Das BAZL hat entsprechend reagiert. Die Massnahmen treffen hauptsächlich die über 60ig-jährigen. Wir werden anlässlich der Checkflüge und am Saisonstartbriefing darauf eingehen.
Auch wenn der letzte Stein im vollständigen Mosaik des Unfalls oft ein Pilotenfehler ist, braucht es für einen Unfall Lücken in allen Ebenen des Systems. Um dies zu verdeutlichen braucht man sich nur zu fragen, was denn nötig gewesen wäre, den Unfall zu verhindern. Unfallverhütung kann nicht einer einzigen Instanz zugeordnet werde. Nicht ausschliesslich das BAZL, nicht ausschliesslich die Fluglehrer, nicht ausschliesslich die Vereinspräsidenten, nicht ausschliesslich die Safety-Officer aber auch nicht ausschliesslich der Pilot müssen dazu beitragen; es ist unser aller Aufgabe.
Wir haben direkten Einfluss auf Sicherheitslücken innerhalb der Vereinsstrukturen und auf uns selber. Deshalb gilt unser Augenmerk diesen zwei Ebenen.
Pilotenfehler
Die meisten Unfälle sind auf fliegerische Fehlleistungen zurückzuführen. Wieso machen Piloten diese fatalen Fehler, wo doch jeder die Konsequenzen kennt? Diese Fehler werden durch verschiedene Umstände begünstigt. Trotzdem müssen wir auch hier ansetzen. Ich sehe vor allem zwei Punkte.
1) Fliegen ohne Reserven
Wie es scheint, werden Reserven immer häufiger als Luxus und unnötiger Ballast betrachten. Das ist eine gefährliche Entwicklung, denn Reserven sollten dazu dienen, uns vor dem Einfluss des Unerwarteten zu schützen. Das Weglassen von Reserven hat keinen unmittelbaren Einfluss, aber sobald Unerwartetes unsere Aufmerksamkeit erfordert, leidet die fliegerische Fähigkeit dermassen, dass wir die Grenzen ungewollt überschreiten.
2) Fliegerische Fitness
Natürlich kann es immer wieder vorkommen, dass unsere geistigen Kapazitäten nicht mehr ausreichen um alle eintreffenden Eindrücke zu verarbeiten. In dieser Situation ist der Mensch überfordert, der Körper lässt ein paar Dosen Adrenalin frei und der Mensch rennt um sein Leben. Dazu ist keine Hirnleistung gefragt. Leider fliegt der Mensch noch nicht lange genug um sich jetzt noch ohne Einsatz des Hirns zurechtzufinden. Die Hirnleistung, welche wir Piloten benötigen um das Flugzeug sicher zu bedienen (und mag sie noch so klein sein) steht nun nicht mehr zur Verfügung. Das bedeutet, dass wir beim Fliegen gedanklich immer einige Schritte voraus sein müssen, damit nichts eine Überrraschung ist, denn auf Überraschungen folgt meist die Hilflosigkeit und Blockade.
Unser Verein
Um die Sicherheitsebene Verein zu analysieren, gibt es neuerdings ein Seminar. Der Anbieter ist ein Fluglehrer des AFG, Alfred Ultsch. Er hat am 21. November an der ETH sein Seminar einer breiten segelfliegerischen Öffentlichkeit vorgestellt. Es dauert zwei Tage und im Idealfall nehmen sämtliche Vereinsmitglieder mit ihren Partnern oder einem Familienmitglied teil. Dabei wird das Sicherheitsnetzt des Vereins durchleuchtet und konkrete Massnahmen beschlossen und ein Umsetzungsplan erstellt. In Schweden sind solche Seminare von Amtes wegen vorgeschrieben und das Resultat ist eine Halbierung der tödlichen Unfälle.
Checkflüge 2009
Die Termine für die Checkflüge werden neu auf Verlangen der Fluglehrer auf unserer Homepage definiert. Bitte meldet eure Bedürfnisse nach zusätzlichen Daten an euren Gruppenfluglehrer.
Euer Cheffluglehrer
Markus Romer
Letzte Änderung am 2009-01-02
Publiziert am 2008-12-24
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